Freitag, 5. August 2011

Ganz viel von Tallinn steckt im Detail – Folge 3

Ganz viel von Tallinn steckt im Detail. Obwohl gar nicht so beabsichtigt, oft sehr nett anzuschauen. Für mich ist das „Zufallskunst“, die Grenzen zur Streetart sind mitunter fließend. Aber hier muss man sich wirklich nicht mehr fragen: Was will der Künstler uns damit sagen? Denn der Künstler hat (wahrscheinlich) keine Kunst im Sinn gehabt.

Er war eine Hausfrau.


Er war ein Trafostationsisolatorenbemaler.


Er hat Kiek in de Kök besichtigt.


Er war ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei.


Er hatte vom Joggen die Schnauze voll.

3 Kommentar(e):

Tathi hat gesagt…

Das Kunstwerk der Hausfrau ist eine wahre Freude! Hier kommen so viele Faktoren zu einem Gesamtkunstwerk zusammen:
- die Farbauswahl für die Decke und natürlich die Herstellung
- das Aufhängen der Decke in so einem saftig grünen Garten
- kein störendes Wäschestück daneben
- die Lichtverhältnisse, die das Farbenspiel hervorheben
Genau wie bei ganz vielen Kunstwerken, man kann es nicht gar nachmachen, ohne Mängel in Kauf zu nehmen.

ristiema hat gesagt…

... und wieder stellt sich die Frage: Was ist Kunst?
Mir fällt Marcel Duchamp ein, der den Kunstbegriff maßgeblich beeinflusst und verändert hat. Vor beinahe 100 Jahren hat er einen Flaschentrockner ( ein Drahtgestell, auf das gespülte Glasflaschen kopfüber zum Trocknen gestellt werden können ) gekauft, signiert und damit zum Kunstwerk erklärt.
Seine Auffassung in knappen Worten:
Wenn ein Gegenstand durch den Betrachter in seiner Ästhetik ( hatten wir auch schon...! ) erkannt wird, kann er bereits zum Kunstwerk erklärt werden.
Ein Teil der Kunst, die wir oben zu sehen bekommen, besteht also schon darin, sie überhaupt wahrzunehmen; ein weitere darin, sie zu fotografieren, in Szene zu setzen und ihr gewissermaßen einen Rahmen zu geben.

Nicoletta hat gesagt…

In den vergangenen Tagen habe ich mal versucht, so wie ristiema es beschreibt, die Ästhetik der Gegenstände in meiner Umgebung zu entdecken und fand tatsächlich überraschend viel "Zufallskunst". Sei es zum Beispiel der leuchtend orange Regenschirm im Regengrau - hier war der Künstler ein Passant - oder die Strohrollen auf dem Feld, die in der Abendsonne lange Schatten warfen - hier war der Künstler ein Bauer. Es war wirklich unterhaltsam, die Anregung aus diesem Post aufzugreifen und mich auf die Suche nach "Zufallskunst" zu begeben.
Dankeschön für die zahlreichen interessanten Gedanken rund um die Kunst!

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