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Dienstag, 9. Juli 2013

Ende gut und weiter geht’s

Was dann geschah:


Ich bin nach Tallinn in Berlin gelandet – beim Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung und der Presseschau eurotopics. (Lektüretipp für alle, die mit Europa mitfiebern.) Im Sommer 2013 habe ich Berlin dann gegen München und die Berge eingetauscht (und meine Arbeit einfach mitgenommen). In München bleibt mir nun auch Zeit, um wieder ungefähr das zu tun, was ich in Tallinn so gerne getan habe: Kamera packen, Block mitnehmen und raus aus der Tür.

Manchmal halte ich außerdem Vorträge und erzähle, was ich in Tallinn erlebt habe. Und immer wieder lerne ich neue nette Menschen kennen, die die Ostseestadt in ihren Bann geschlagen hat.

In Tallinn war ich übrigens endlich auch im Winter. Und zwar zur Wintersonnenwende. Jetzt weiß ich, wie die Stadt im Dezember ist: Wie zu den Weißen Nächten, nur andersrum.

Es gilt also weiterhin: Zugvögel kommen immer wieder. Bis dahin!

Die nächsten Termine:
  • derzeit keine

Mittwoch, 28. September 2011

Letzte Tage, erste Male und Vollendungen

Die letzten Tage in Tallinn fühlen sich nochmal an wie eine kleine Ewigkeit. Erstaunlicherweise waren sie weniger von letzten Malen geprägt als von ersten Malen. Erst hatte ich gedacht, ich müsste alle guten Orte nochmal aufsuchen. Nochmal mit dem Rad zum Schwimmen nach Paljassaare, nochmal in den bunten Park von Kadriorg, nochmal in die Bäckerei mit den Rosinenschnecken. Doch an all diesen Orten war ich bereits zu einem Zeitpunkt zum letzten Mal, als ich dies noch nicht ahnte.

Stattdessen also: Das erste Mal im Gottesdienst der deutschen Kirchengemeinde, das erste Mal auf ein Bier im Hell Hunt, das erste Mal im botanischen Garten, das erste Mal in einer Ausstellung über Kulturschaffende in Estland. Es fühlt sich an wie immer. Ich bin einfach ganz da und entdecke die Stadt. (Mein Herz will noch nicht verstehen.)

Erste Male in diesen letzten Tagen. Sie zeigen mir ein weiteres Mal, dass meine Bekanntschaft mit Tallinn vielleicht gerade erst begonnen hat. Dieser Blog erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Das wollte er nie. Aber ich denke, er ist so weit gediehen, dass er nun zu Ende gehen darf.

Ich könnte und wollte noch so Vieles schreiben. Und andererseits ist eigentlich alles gesagt.

Im Moment habe ich die Gesichter der Menschen noch ganz unmittelbar vor meinen Augen. Und ich werde sie auch nicht so schnell vergessen. Und selbst wenn irgendwann die Gesichter der Menschen vor meinem inneren Auge zunehmend unscharf werden und verblassen, werde ich noch immer an das Wesen der Menschen denken.

Auch hier gilt: Eigentlich ist alles gesagt, ich habe bereits erzählt, welche Menschen ich hier kennengelernt habe. So manche wurden mir zu Freunden, Ideengebern, geheimen Verbündeten, Kraftspendern, Gute-Laune-Machern oder Vorbildern.

So hänge ich meinen Gedanken nach.

Gestern Abend um Mitternacht auf dem Domberg. Die eine Stadt schläft friedlich, die andere Stadt will noch nicht ins Bett und glitzert in der pechschwarzen Nacht. Eine letzte Fähre aus Helsinki läuft im Hafen ein. Die Linden rascheln mit ihren Blättern und Kati erzählt mir, dass im Winter manchmal der Nebel über der Ostsee hängt.

Heute Nachmittag irgendwo in der Stadt. Gelbe Blätter liegen auf dem kugelrunden Kopfsteinpflaster, füllen die Ritzen zwischen den Steinen. Ein paar Straßenarbeiter haben Laubhaufen zusammen gerecht und sitzen etwas abseits auf einer Bank und machen eine Pause. Ich muss mich beherrschen, damit ich nicht in die Blätterberge hineinlaufe und sie durcheinanderbringe und auf der Straße verteile.

Auch ich hatte im Geheimen einen Wunsch für die letzten Wochen, schaute, wenn ich an ihn dachte, zum Himmel. Gestern Morgen hat er sich erfüllt. Ich liege noch im Bett, gerade hat mein Wecker geklingelt, ich bin sehr müde. Da höre ich durch das gekippte Fenster genau den Lärm, auf den ich gewartet habe. Ich hüpfe aus dem Bett, schalte die Kamera ein und warte an meinem Fenster, schaue nach oben. Es dauert noch ein paar weitere Sekunden, dann sind sie da: Schnattern, flattern und verschwinden.

Im Mai sind zwei Mal Zugvögel über meinen Kopf hinweg gezogen. Sie kamen nach dem Winter zurück. Nun fliegen sie in die andere Richtung, wieder in den Süden.

Ich bin genau so lange in Estland geblieben wie ein Zugvogel.

Und ein solcher kommt wieder.

Mittwoch, 14. September 2011

Nachtrag zu: Ein bisschen mehr in Kadriorg


Wenn in diesen Tagen die Sonne scheint, leuchten im Park von Kadriorg die Farben. Ich will noch ganz oft dort spazieren gehen, bis auch das Laub der Bäume bunt geworden ist.

Dienstag, 12. Juli 2011

Musik am Abend

Und wenn in diesen Tagen die Musik vom Domberg jeden Tag zwei Minuten früher erklingt, dann werde ich wehmütig. Genau zum Sonnenuntergang wird die estnische Flagge auf dem Langen Hermann eingeholt, dazu ertönt ein Volkslied. Jeden Abend am offenen Fenster weiß ich für einen Moment: Länger wird der Sommer nimmer.