Das Gebäude des Deutschen Kulturinstituts in der Kastani-Straße 1 ist ein echtes Schmuckstück, ein stolzes Jugendstilhaus mit Türmchen auf dem Dach. Es wurde 1904 von der deutschbaltischen Studentenverbindung „Neobaltia“ errichtet. Als sich Anfang der 1990er Jahre in Tartu mehrere Gesellschaften und Vereine formierten, die die deutsch-estnischen Beziehungen neu beleben wollten, suchten sie ein gemeinsames Dach und fanden es, nachdem das Gebäude mit Unterstützung aus Deutschland renoviert wurde, eben dort.
In dem Haus weht, wie es so schön heißt, ein guter Geist. Alte Dielen, Ornamente an den Wänden, schlichte Holzstühle für das Publikum und überall hatte die Sekretärin der Goethe-Gesellschaft liebevoll frische Blumen arrangiert, auf dem Kaminsims, auf dem Fensterbrett, auf dem Klavier. Ein Ort der Muße, an dem es nicht in erster Linie um Ergebnisse geht und sicher nicht um Profitabilität, sondern um Ideen und um Begegnungen.
Eine ähnliche Funktion erfüllt in Tartu das Domus Dorpatensis. Das Haus liegt direkt neben dem Rathaus und gehörte von 1849 bis 1939 der deutschbaltischen Familie von Rücker. Als die Familie die Rechte auf das Haus nach der Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit wieder zugesprochen bekam, entschied sie sich, das Haus der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Nun sitzt in dem Haus die Stiftung „Wissenschaft und Kultur Domus Dorpatensis“, es gibt Seminarräume und gemütlich eingerichtete Gästewohnungen. So will das Haus ein Ort sein, an dem man Ideen und Erfahrungen austauscht.
Für mich ist die heutige Nutzung des Hauses der Neobaltia und des Domus Dorpatensis die schöne Fortsetzung einer langen Geschichte. Wie könnten diese im Jahr 2011 besser genutzt werden, als als Begegnungszentren für kulturinteressierte Menschen?
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