Wegen ihres jüngeren Datums sind die Kenotaphe viel besser erhalten als die Epitaphe, sie glänzen golden im Licht. Mich faszinieren die dunkel gewordenen Epitaphe, deren Inschriften meist nicht mehr zu entziffern sind, ungleich mehr. Aufwändig wurden aus dem Holz Symbole der Macht herausgearbeitet, Wappen, Adler, Ritterhelme. Mir ist, als ob durch die Visiere noch die Augen der Ritter blicken und mich hier betrachten.
Die Holzbänke in der Kirche sind von nahezu mannshohen Wänden umschlossen, jede Bank ergibt so ein eigenes Abteil, das durch eine kleine Tür betreten wird. In Estland, so wurde mir erklärt, will man nicht so gerne wissen, was der Nachbar so treibt. Wer hier Platz nimmt, kann die Gegenwart draußen getrost vergessen. Und darüber sinnieren, ob die Nachbarn vor 200 Jahren das Gleiche beschäftigt hat, wie heute.
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