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Freitag, 26. August 2011

Graffiti ohne Strick


Seit kurzem ein farbenfroher Hingucker am Kulturkilometer bzw. am Fischerhafen: Die Installation „KONT“, die zwei Wochen lang von Graffiti-Künstlern aus Estland, Frankreich, Italien, Polen und Brasilien gestaltet wurde. Wenn genug Menschen die Kunst bestaunt haben, reisen die Container weiter auf Schiffen und Lkws um die Welt.

Donnerstag, 25. August 2011

Parsifal in der Kapsel

Die Premiere von Parsifal (und die erste Aufführung der Oper in Estland überhaupt) findet heute in der Noblessner-Halle statt. Seit 2009 wird die ehemalige Gießerei auf dem Gelände einer Werft immer wieder für Konzerte genutzt und dass dort alles andere als Festspielhaus-Atmosphäre herrscht, macht den Reiz aus. So etwas sei in Deutschland nicht zu finden, sagt Regisseurin Nicola Raab, und dass die Spielstätte für sie so etwas wie eine „Zeitkapsel“ sei.

Tatsächlich entzieht sich die Zeit in der Industriebaracke jeglichem Zugriff. Wahrscheinlich haben die Arbeiter ihre Halle schon vor zwanzig Jahren aufgegeben, vielleicht auch erst vor drei Wochen. Überall stehen Blechtonnen herum, in der Ecke lehnt ein Besen, zwischen Kabeln und Werkzeugen liegt auf dem Boden ein Hinweisschild mit der pädagogischen Mahnung in Du-Form: „Verstelle nichts an den Maschinen!“ Der rote Teppich führt über ein Gerüst auf die Ränge hinauf und wer in den Zuschauerraum tritt und sich umdreht, blickt auf eine Uhr hoch oben an der Wand. Das Ziffernblatt ist zerschlagen, die Zeiger stehen für immer auf halb acht, darunter ist aufs Wellblech die Losung gepinselt: „Marxismus und Leninismus sind das Banner unserer Epoche.“ Die Bläser hocken, wie in einer Garage, im Seitenflügel der Halle, zwischen alten Gerätschaften und unter dem überlebensgroßen Konterfei eines emsigen Arbeiters. Sogar der metallisch-beißende Geruch ist noch erhalten und hat wohl, obgleich er über die Jahre hinweg doch etwas nachgelassen hat, drei Bratschistinnen und eine Cellistin veranlasst, Mundschutz zu tragen.

Reminiszenzen an die real existierende Vergangenheit der Halle sind in der Inszenierung mit Bedacht platziert, sie lassen sich finden, aber nicht überall und mitunter nur mit Phantasie. Ich entdecke naheliegende, dass Lüftungsrohre eine Hügellandschaft mit Burg formen, beklemmende, als die Gralsritter für mich aus Sibirien zurückkehren und erheiternde, weil sich unter der grünen Arbeiterkluft der Blumenmädchen Spitzenröcke verstecken. Eine kurzweilige fünfstündige Generalprobe, so dass ich mich schon auf die „echte“ Aufführung am Sonntag freue.




P.S. Die Noblessner-Halle befindet sich in Kalamaja, unweit des Kulturkilometers.

Dienstag, 19. Juli 2011

Nachtrag zu: Ahoi! (Und eigentlich nicht nur zu diesem Post.)


Aufgenommen unterhalb der Stadthalle (Linnahall). Ist Tallinn jetzt eine Stadt am Meer? Ich habe mir, so wie viele Gäste dieser Stadt, eher schwer getan, das Meer gleich auf Anhieb zu finden. Musste es erst suchen. Und manch einer denkt, dass Tallinn erst wieder eine Stadt am Meer werden muss. So ist es der Wunsch von Tallinn 2011, die Menschen ans Meer zurückzuholen. Weil die Verbindung zu diesem, so erklärt man das, durch die Sowjetherrschaft unterbrochen wurde.

Wenn ich mir dieses Bild anschaue und wenn ich daran denke, wie die Leute der Krusenstern hinterher geschaut haben, dann glaube ich, dass der Traum vom Meer uralt ist. Vielleicht war er stärker als Stacheldraht und Sperrgebiet? Vielleicht ist im Kopf der Menschen die Verbindung zum Meer auch während der Sowjetherrschaft nie abgerissen?

Physisch waren die Menschen in Tallinn während der Sowjetherrschaft vom Meer mehr oder weniger abgetrennt, das steht fest. Doch ich frage mich, ob sie dieses Abgetrennt-Sein überhaupt so stark empfunden haben. Da gab es einerseits schmerzvollere Erfahrungen als die, nicht ans Meer zu kommen. Andererseits ist der Traum vom Meer mit dem Traum von der Freiheit verwandt ...

Wahrscheinlich war den Menschen Sicherheit lange wichtiger als Freiheit. Ich weiß nicht, ob die Bewohner der Stadt in all den Jahrhunderten bis hin zum Zweiten Weltkrieg einen so engen Kontakt zum Meer hatten, wie wir ihn heutzutage anstreben. Vielleicht haben die meisten Bürger im alten Reval das Meer im Alltag ähnlich selten gesehen wie die Menschen im sowjetischen Tallinn? Das waren ja nicht alles Fischer und Handelsreisende. Vielleicht fühlten sie sich innerhalb der Stadtmauern ganz wohl, weshalb hätten sie am Meer spazieren gehen sollen.

Oder geht es gar nicht um den Traum vom Meer und von der Freiheit, sondern ganz schlicht um Naherholung? Stammt daher der Wunsch, dass, wenn eine Stadt am Meer liegt, dieses für alle jederzeit und schnell erreichbar sein möge?

Mir scheint, die Diskussion, ob Tallinn eine Stadt am Meer ist bzw. eine war und nun wieder eine werden muss, verrät mehr über uns selbst als über die Stadt.

Samstag, 16. Juli 2011

Die Krusenstern in Tallinn


Das Bild ist ein bisschen geschummelt, ich gebe es zu. Aber ich muss es hernehmen, denn auf diesem Bild ist ein Mythos zu sehen.

Die Ankunft der Krusenstern war der Höhepunkt der Meerestage an diesem Wochenende. Nach zwanzig Jahren kam sie gestern wieder in die Stadt zurück, die von 1981 bis 1991 ihr Heimathafen gewesen war. Als sie pünktlich um 12 Uhr im Hafen einlief, begrüßte sie die Stadt mit einem dreifachen Hupen. Es gab einen Empfang mit allem Drum und Dran, Salutschüssen, Militärorchester und hochrangigen Gästen. Doch der größte Willkommensgruß waren Hunderte von Menschen, die sich auf dem Kai versammelt hatten, um das Schiff zu bestaunen. Ich weiß nicht, wie viele Stunden sie in der langen Schlange anstanden, um das Schiff zu besichtigen.


Unter den Wartenden war auch die Crew, die in den 1980er Jahren auf dem Schiff gearbeitet hatte. Für sie ist die Krusenstern die Erinnerung an gute Zeiten. Der wissenschaftliche Assistent des Kapitäns, der Ingenieur, die Maschinisten, die Ehefrauen, sie alle feierten das Wiedersehen, klopften sich auf die Schulter und tauschten alte Fotos aus. Manche hatten Blumensträuße mitgebracht, um sie ihren Kameraden zu schenken. Denn drei Besatzungsmitglieder von damals arbeiten noch heute auf dem Schiff.


Die Krusenstern ist der letzte der berühmten Flying-P-Liner der Reederei F. Laeisz, der noch im Einsatz ist. 1926 wurde das Schiff auf der Joh. C. Tecklenborg-Werft bei Bremerhaven vom Stapel gelassen – als Padua, denn traditionsgemäß begannen die Namen der Schmuckstücke der Laeisz-Flotte mit einem P. Und während die Schwesternschiffe, wie zum Beispiel die Pamir, untergegangen sind, oder, so wie die Passat in Travemünde, heute ein Dasein als Museumsschiff fristen, umsegelt der Windjammer, der einst Padua hieß, noch heute die Weltmeere. Als russisches Segelschulschiff gehört die Krusenstern nämlich seit 1991 zur Russischen Staatlichen Baltischen Akademie der Fischereiflotte, ihr Heimathafen ist seitdem Kaliningrad.


Mit seinem Namen erinnert das Schiff an die erste Weltumseglung unter russischer Flagge. Als es 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion ging, wurde es dort nach dem deutschbaltischen Adligen Adam Johann von Krusenstern benannt. Der kam 1770 in der Nähe von Rappel (in Estland, heute Rapla) zur Welt und war von 1803 bis 1806 Leiter der erfolgreichen russischen Expedition. Das Grab von Krusenstern ist in der Domkirche und ich vermute, dass die Besatzung des Schiffs es gestern besucht hat, denn heute lagen zwei dicke Sträuße roter Nelken links und rechts des Grabsteins.

Die Krusenstern - das sind die dicht versponnenen und mitunter verworrenen Fäden der Geschichte von Deutschen, Russen und Esten.


Freitag, 1. Juli 2011

Was sich so tut

Schon ziemlich bald nach meiner Ankunft wurde ich von neugierigen Menschen (und insbesondere neugierigen Journalisten aus Brandenburg) gefragt, ob sich Tallinn in der Zeit, die ich schon hier verbracht habe, verändert habe. Und ob das am Kulturhauptstadtjahr läge. Ich fand diese Frage für mich zu früh. Natürlich hatte sich die Stadt verändert, doch das führte ich vor allem auf den Sommeranfang zurück.

Mittlerweile aber ist der 1. Juli, zwei Monate sind rum und ich habe Antworten auf diese Frage gefunden, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten will.

Eine besondere Sympathie hege ich ja von Anfang an für die Gegend rund um den Kulturkilometer. (Er wurde, wie mancher Leser noch weiß, Anfang Mai als Spazier- und Radweg auf einem alten Bahndamm eröffnet und gehört – natürlich – zu Kalamaja.) Regelmäßig bin ich dort unterwegs und bemerke, was sich so tut.

Unlängst hat zum Beispiel auf einem alten Fabrikgelände ein Gemeinschaftsgarten (Katlaaed) aufgemacht. Jeder, der will, bekommt kostenlos ein Stück Beet zur Verfügung gestellt, wenn er verspricht, dieses hübsch zu bepflanzen. Eine Feuerstelle gibt es schon, bald soll eine kleine Open-Air-Bühne dazukommen und vielleicht entsteht zwischen den alten Mauern eine grüne Oase.

Nahezu rund um die Uhr sind die Arbeiter am Meeresmuseum auf den Beinen. In drei großen Hangars, die früher Wasserflugzeuge beherbergten, sollen Schiffe ausgestellt werden. Eigentlich hätte das Museum im Mai eröffnet werden sollen, nun ist November angepeilt, was die Einheimischen ziemlich wurmt. Aber auch dort passiert was, immerhin der Kinderspielplatz mit einem echten Abenteuerschiff ist schon zu besuchen. Und einige besonders motivierte Touristen erkunden schon mal die Baustelle.

Das ganze Gebiet war zu Sowjetzeiten abgeriegelt und durch die Gleise der Güterbahn von der Stadt getrennt ... Wenn man das bedenkt, kann man spüren, wie eine abgewrackte und halb-vergessene Gegend aus dem Schlaf erwacht.

Irgendwann neulich hat auch die Ökoinsel (Ökosaar) im Fischerhafen angelegt. Auf einem Ponton steht ein roter London-Bus, er ist die Bar, rundherum dienen alte Kanister, Plastikplatten und Kabeltrommeln als Tische und Sitzgelegenheiten. Die Idee ist schnell verstanden, offenbar wurde die ganze Insel aus Recycling-Materialien zusammengezimmert. Kein schlechter Ort, um ein billiges Milchspeiseeis zu schlecken oder ein kühles Saku-Bier zu trinken!

Am allerbesten aber gefallen mir die neuen Liegeflächen am Fischerhafen. Der Kai ist dort an vielen Stellen halb ins Wasser gerutscht, die Betonplatten sind rissig und hängen schief Richtung Hafenbecken. Und was hat man vor einer Woche kurzerhand gemacht? Man hat diese Betonplatten mit schönen, gepflegten Holzplanken versehen, die Kanten sorgfältig an die Bruchstellen angepasst und so sind dort Liegeflächen entstanden, wie sie in einem neu eröffneten Freibad nicht besser zu finden wären. Ein perfekter Platz für Mädels, die gerade drei Monate Sommerferien haben.

Natürlich könnte man warten, ob sich der Fischerhafen irgendwann in ein romantisches Kleinod wie an der französischen Atlantikküste verwandelt, mit weiß getünchten Häusern, Segelmasten, die im Wind klappern, Restaurants und Bars, wo die Menschen abends entlang flanieren. Besser aber ist es, das zu nehmen, was jetzt schon da ist.

Jetzt das Beste aus dem machen, was wir haben! Darum geht es doch.



Samstag, 7. Mai 2011

Chancen

Heute die erste Veranstaltung mit mir in Tallinn, eine Podiumsdiskussion auf dem Freiheitsplatz (Vabaduse väljak). Wer genau wissen will, wer mit mir worüber sprach, kann (noch mal) den zweiten Eintrag in diesem Blog lesen.

Ein Aha-Effekt für mich: Die Chance, die ein Kulturhauptstadtjahr bietet, steckt bei weitem nicht nur im offiziellen Programm und der damit verbundenen Hoffnung, dass die Veranstaltungen viele Besucher anziehen. Ein Kulturhauptstadtjahr ist immer auch Anlass für andere Institutionen und Privatpersonen, Projekte zu verwirklichen. Oft waren diese schon länger geplant, dann gibt es endlich den Grund, sie in die Tat umzusetzen.

Eine Anmerkung von Andreas Fülberth: Eine solche Häufung an Buch-Neuerscheinungen zu Tallinn, wie sie in diesen Monaten zu beobachten ist, gab es zuletzt 1980, als in der Stadt die olympischen Segelwettbewerbe ausgetragen wurden. Und Maris Hellrand berichtet, dass die meisten Anfragen zu Tallinn 2011 aus Deutschland kommen. Ob das an den besonderen deutsch-estnischen Beziehungen liegt oder ob die Deutschen Kulturhauptstädte einfach gut finden, wissen wir nicht.

Zwei Bilder des Tages: Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kulturforums östliches Europa, führt in die Diskussion ein; Blick auf die Bühne auf dem Freiheitsplatz.



Von links nach rechts zu sehen: Die Dolmetscherin Juta Voogla, der Kunsthistoriker Andreas Fülberth, der Vorstandsvorsitzende des Kulturforums, Winfried Smaczny, die Stadtschreiberin Sarah Jana Portner, die Kommunikationsmanagerin von Tallinn 2011, Maris Hellrand, Moderator und Literaturredakteur Peeter Helme.
Fotos: Deutsches Kulturforum östliches Europa

Abendprogramm

Das Kulturhauptstadtjahr mit seinen Veranstaltungen hat auch für mich begonnen. Gestern Abend war ich im Tanztheater im Kanuti Gildi Saal. Einst haben dort die Mitglieder der Kanut-Gilde gefeiert, heute sind es die Besucher des POT-Theaterfestivals. Der Darsteller: Mart Kangro. In seinem Stück „Start. Based on a True Story“ tanzt der estnische Choreograph seine Karriere nach. Sein körperliches Verlangen, zu tanzen. Und die schmerzvolle Begegnung mit der großen weiten Welt außerhalb Estlands.

Schon vor ein paar Tagen habe ich eine Vorstellung des MIMprojects gesehen. Das Stück wurde in einem Container gezeigt und hieß „MIM Goes Sustainable“. Die Idee: Eine CO2-neutrale Theater-Aufführung. Die Besucher strampeln abwechselnd auf Fahrrädern, um die Bühnenbeleuchtung sicherzustellen, müssen aber auch keinen Eintritt zahlen.

Montag, 2. Mai 2011

Veranstaltung mit Sarah Jana Portner

Europäische Kulturhauptstadt 2011: Tallinn/Reval – Podiumsdiskussion mit Maris Hellrand, Andreas Fülberth, Sarah Jana Portner und Peeter Helme (Moderation)

Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit dem Organisationsbüro Tallinn 2011, der Deutschen Botschaft Tallinn und dem Goethe-Institut Tallinn | im Rahmen der Kulturtage »Saksa kevad – Deutscher Frühling«

Sonnabend, 7. Mai 2011
14.45 Uhr
Vabaduse väljak – Freiheitsplatz
Kesklinn, 10142 Tallinn


Das Konzept der Kulturhauptstädte rückt die gewählten Orte ein Jahr lang in den Mittelpunkt des europäischen Interesses – mit großem Aufwand und enormen Kosten versuchen die Verantwortlichen, dieser Aufmerksamkeit mit einem attraktiven Programm zu begegnen.
Gelingt das und profitieren die Städte dauerhaft? Im Rahmen des Europatages erwartet das Publikum zu dieser Frage eine Podiumsdiskussion über Tallinn aus ganz verschiedenen Perspektiven.

Auf dem Vabaduse väljak/Freiheitsplatz diskutieren:

Aus dem Programmbüro Tallinn 2011 legt Maris Hellrand, internationale Kommunikations-Managerin, die Potentiale Tallinns in Bezug auf seine zukünftige Stadtentwicklung dar und berichtet, wie das Programm der Kulturhauptstadt die Besonderheiten Tallinns herausstellt, Probleme und Lösungen illustriert und für Nachhaltigkeit zu sorgen versucht.

Der Historiker Andreas Fülberth, wiss. Mitarbeiter an der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Autor des 2011 erschienenen illustrierten Kunstreiseführers tallinn/reval. ein kunsthistorischer rundgang durch die stadt am baltischen meer, wird einen kurzen Einblick in das Buch geben und ein besonderes Augenmerk auf die deutschen Einflüsse in der Geschichte der Stadt legen.

Die Journalistin Sarah Jana Portner erhielt das diesjährige Stadtschreiber-Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa und wird ab Mai 2011 in ihrem Blog www.stadtschreiber-tallinn.de über Tallinn berichten – was ihr dabei wichtig ist und wie sie ihre Präsenz in der Stadt gestalten will, ist ebenfalls Thema bei diesem Podiumsgespräch.

Moderiert wird das Podium von Peeter Helme, Historiker und Theologe, seit 2007 freischaffender Journalist, Literaturkritiker und Autor in Estland.

Samstag, 30. April 2011

Sarah Jana Portner ist Stadtschreiberin von Tallinn

Das Stadtschreiber-Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa geht 2011 in die Europäische Kulturhauptstadt Tallinn/Reval

Sarah Jana Portner
Eine vom Deutschen Kulturforum östliches Europa berufene Jury, der auch ein Vertreter der Europäischen Kulturhauptstadt Tallinn sowie des estnischen Schriftstellerverbandes angehörten, wählte die junge Journalistin Sarah Jana Portner aus Passau aus insgesamt 53 Bewerbungen aus.

Das Stadtschreiber-Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa, das im Jahr 2011 zum dritten Mal vergeben wird, soll das gemeinsame kulturelle Erbe der Deutschen und ihrer Nachbarn in jenen Regionen Mittel- und Osteuropas, in denen Deutsche gelebt haben bzw. heute noch leben, in der breiten Öffentlichkeit bekannt machen sowie außergewöhnliches Engagement für gegenseitiges Verständnis und interkulturellen Dialog fördern.

Als Wanderstipendium konzipiert, war es bisher in Danzig (2009) und Pécs/Fünfkirchen (2010) angesiedelt und findet im Jahr 2011 in der estnischen Hauptstadt Tallin/Reval, statt. Das Stipendium wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dotiert.
Das Projekt »Stadtschreiberin Tallinn 2011« wird vom Deutschen Kulturforum östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Estnischen Schriftstellerverband und der Stadt Tallinn durchgeführt.

Sarah Jana Portner, geboren 1983 in Starnberg, studierte bis Oktober 2010 Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Universität Passau. Während des Studiums setzte sie sich insbesondere mit der Geschichte Ost- und Mitteleuropas auseinander und forschte in ihrer Diplomarbeit zu den Bedingungen musikalischen Schaffens in der Sowjetunion. 2008 war sie für eine Exkursion am Peipus-See in Estland unterwegs und untersuchte die Kultur der Altgläubigen. Gefördert wurde sie durch ein Studienstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung. Parallel absolvierte Sarah Jana Portner im Rahmen des Dr.-Hans-Kapfinger-Stipendiums ein journalistisches Volontariat bei der Passauer Neuen Presse.
Sarah Jana Portner wird ihren fünfmonatigen Aufenthalt in der Hauptstadt Estlands im Mai 2011 antreten. Während ihrer Zeit in der Stadt wird Sie dieses Internettagebuch führen und hier über ihre Begegnungen und Begebenheiten berichten. Über diesen Blog wird man mit der Autorin ab Anfang Mai in Kontakt treten können.
Tallinns Domberg und Unterstadt von Südwesten. Im Vordergrund die auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Burganlage
Foto: © 2010 • Toomas Volmer, photos visitestonia