Donnerstag, 28. Juli 2011

Lieblingswöörter - Folge III

Abschluss des Mini-Sprachkurses. Heute ohne die Hilfe deutscher und anderer Lehnwörter. Denn auch wenn es tatsächlich rund 2000 deutsche Lehnwörter im Estnischen gibt, ist Estnisch für mich meistens: ziemlich fremd!

Aber deshalb nicht weniger schön. Eins der Wörter, die Esten Ausländern am liebsten beibringen ist: öö – Nacht. Essen heißt sööma. Damit ergibt sich, was viel besser ist als Otto und Anna: Söö öös – Iss nachts! Das ist die Werbung für ein Restaurant. Genau so nett: öötöö – Nachtarbeit.


Eine Popgruppe besingt in einem Lied die tööööööbik – die Arbeitsnachtnachtigall. (töö = Arbeit, öö = Nacht, ööbik = Nachtigall) Wer zu viel schuftet, muss fürchten, eine solche zu werden. (Besonders in den Weißen Nächten.)

Ähnlich verblüffend das Wort jäääär – Eisrand. (jää = Eis, äär = Rand) Im wirklichen Leben ist dieser wahrscheinlich ähnlich unbedeutsam wie die Arbeitsnachtnachtigall, aber als Bandname macht er sich ganz gut.


Schön ist auch das Wort Läänemeri – Ostsee. Weil es uns lehrt, dass die eigene Sichtweise nur die eine ist. Denn Läänemeri bedeutet nichts anderes als Westsee. (Leider gibt es, ich habe mich erkundigt, im Finnischen keine Südsee.)

Wie dann die Sichtweise der Esten auf die Ehe ist, dürfen wir uns zusammenreimen, wenn wir wissen, was Ehemann und Ehefrau bedeutet. Ehemann heißt abielumees, Ehefrau abielunaine. Wörtlich könnte man übersetzen: Hilfe-zum-Leben-Mann und Hilfe-zum-Leben-Frau. (abi = Hilfe, elu = Leben, mees = Mann, naine = Frau) Die Ehe (abielu) ist entsprechend die Hilfe zum Leben oder die Lebenshilfe.

Ein kleiner Wort-Schatz ist für mich schließlich: iseloom – Charakter. Was den Menschen ausmacht, ist im Estnischen, wieder wörtlich übersetzt, das Selbsttier. (ise = selbst, loom = Tier)

6 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

Wahrscheinlichler ist, dass 'loom' Ending ganz andere Herkunft hat:
sina ise olema > iseenda olemus > iseenda loomus > iseloom

Arvi

ristiema hat gesagt…

Das mit der Südsee hat mich doch animiert, nochmal nachzuforschen.
Die Dänen, sprachlich uns viel näher, haben auch ihren eigenen Standpunkt zwischen den Wassern:
Ihr "Vesterhavet" (Westmeer) bezeichnet die Nordsee. Auch die Friesen nannten sie "Westsee", im Störtebeker-Lied taucht der Name ebenfalls auf. (Durch den Einfluß der Hanse setzte sich die "Nordsee" durch.)
Und zumindest unter Seglern wird der südlich von Fünen gelegene Teil der Ostsee "dansk Sydhav" (dänische Südsee) genannt. Möglicherweise ist diese Bezeichnung allerdings ein wenig metaphorisch und fernwehen Seglerträumen zuzurechnen.
Die Schweden scheinen den Begriff Südsee für die Ostsee vor Südschweden ebenso zu kennen.
Schade, dass die Alpen einfach nur die Alpen sind und nicht so viele Varianten bieten. Standpunkte gäbe es wohl genug... ;-)

Sarah Jana Portner hat gesagt…

Hallo Arvi,

vielen Dank für Deinen Hinweis. Wahrscheinlich gibt es mehrere Erklärungen für die mögliche Herkunft des Worts "iseloom"... Auf jeden Fall hat mich erst ein Este darauf gebracht, dass "iseloom" so viel wie "Selbsttier" heißt. Da ich nicht so gut Estnisch kann, wäre es nett, wenn Du mir noch übersetzen kannst, was "sina ise olema > iseenda olemus > iseenda loomus" jeweils heißt. Würde mich interessieren.

Vielen Dank!

Anonym hat gesagt…

>Da ich nicht so gut Estnisch kann, wäre es nett, wenn Du mir noch übersetzen kannst, was "sina ise olema > iseenda olemus > iseenda loomus" jeweils heißt.

mina/sina/tema ise olema - Ich/Du/Er/Sie selbst sein;
iseenda olemus/iseenda loomus - die eigene Natur, das eigene Innerste;

Und da ich ein wenig nachgedacht habe, dann kann ich noch eine einfachere Erklärung geben:
iseloomulik - wesenseigen;

Der Mensh hat verschiedene Wesenseigenshaften (iseloomuomadused). Und alle diese Wesenseigenschaften zusammen sind der Character (iseloom) für dieser Mensch.

Iseloomulik = ise + loomulik - selbst/eigen + naturgemasslich/naturzuständlich;

Arvi

Anonym hat gesagt…

Hallo Sarah! Erstmals vielen Dank für dein Blog, ich habe es als Tallinerin mit grösstem Interesse und Vergnügen gelesen und finde das es Du es ganz, ganz toll gemacht hast!
Zum Thema "abielu" oder genauer gesagt, dazu wie man es übersetzen soll, habe ich auch etwas zum mitteilen: ich glaube eben das es sich ins Deutsch besser übersetzen lässt als "ein Leben für Hilfe" oder "Hilfsleben", also in einem gewissem Sinne mehr selbstlos und mit einem anderem Schwerpunkt/Richtung. ;) Da die beiden Wörter "abi" und "elu" in Nominativ und Genitiv gleich aussehen, ist diese Nuance auch für den Muttersprachler eher durch den Kontext und Tradition begreifbar.
Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg in deinem Leben und vielleicht Mal auf Wiedersehen in Tallinn!
Jana

daa hat gesagt…


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