Montag, 27. Juni 2011

Lieblingswöörter - Folge II

Fortsetzung des Mini-Sprachkurses. Was meine eigenen Fortschritte mit der estnischen Sprache betrifft … nun ja, von großen Sprüngen kann ich leider nicht berichten. Aber ich spitze meine Ohren und habe das Gefühl, zumindest den Charakter der Sprache immer mehr zu erfassen: Estnisch ist sanft und geradlinig und wahrscheinlich könnte einem die Sprache leicht von den Lippen gehen. Was sie auszeichnet, ist bestimmt auch der Verzicht: Der Verzicht auf unangenehme Laute, auf unnötige Silben und erst recht auf komplizierte Schreibweisen bei Fremdwörtern.

Aus der ersten Folge rufen wir uns nochmal ins Gedächtnis, dass die Esten Zischlaute ebenso wie harte Ts und Ps und Ks vermeiden. Genau, das war das mit dem Schloss, das zum Loss wird. Und das mit dem überflüssigen „Z“. Und fühlt sich „sedel“ nicht tatsächlich viel schöner an, im Mund, als „Zettel“?

Unnötige Anstrengungen ersparen sich die Esten auch dadurch, dass sie Silben, die für das Verständnis eines Wortes nicht unbedingt nötig sind, weglassen. Mütze ist müts, Braten ist praad, Kirsche ist kirss. Das reicht doch, ist doch klar, was gemeint ist. Nochmal zum Ausprobieren: Watte? Wappen? Wanne? Werden kurzerhand zu vatt, vapp und vann.

Regelrecht verblüffend ist die Konsequenz, mit der die Regel „Wörter werden so geschrieben, wie man sie spricht“ (vgl. ebenfalls Folge 1) befolgt wird. Ich habe jedenfalls viel Freude, wenn ich Wörter lese wie tüüp, platoo, biskviit und kvaliteet. Oder beebi und treening. (Und, seien wir ehrlich, wenn die Kinder in Deutschland zum Fußballplatz gehen, dann gehen sie doch auch zum „Treening“ und sprechen das Wort sicherlich nicht englisch aus – Training. Und wir bekommen auch Beebis, oder?)

Als Lernzielkontrolle eine kleine Knobelei: Was ist eine puänt?

Und zum Abschluss noch ein besonders nettes Wort, das ich neulich an einer Ladentür entdeckt habe. (Ist aber kein Lehnwort.) Kingsepp! Welcher bayerischer Bub wäre das nicht gerne? Sepp heißt Schmied. King heißt Schuh. Und der Schuhschmied ist der ... Schuster.

Weitere schöne Wörter:




3 Kommentar(e):

Nicoletta hat gesagt…

Mein Tipp: Könnte "puänt" "Pointe" bedeuten!? (Ein weiches /b/ zu Beginn und ein weiches /d/ am Ende des Wortes haben mich nicht weiter gebracht...)
Und eine Frage: Es gibt ja einige Sprachen, bei denen das "R" gerrrollt wird. Wie ist das mit dem "R" im Estnischen?

Anonym hat gesagt…

Wir wollten gerade mitraten, die aus Frankreich zurückgekehrte Tochter und ich, da kam uns Nicoletta schon zuvor... Aber wir haben den gleichen Verdacht. Mein Lieblingswort bleibt aber nach wie vor der Bussiterminal. Besser kann man das, was dort so vor sich geht doch nicht benennen. Bis bald, Bussi-Bussi ;-))))

Sarah Jana Portner hat gesagt…

Mais oui, die "puänt" ist das, was den Witz gut machen soll. Stimmt, Nicoletta, eine weiches B und ein weiches D helfen hier nicht weiter, sondern stören eher. Ich weiß nicht, ob die Esten hier auf die weiche Aussprache verzichten, da müsste ich mir das Wort mal vorsagen lassen.

Das RRR? Ja, das wird gerrrollt. Zwar nicht ganz so stark wie zum Beispiel im Russischen oder im Italienischen, aber doch zu stark für jemanden, dessen Zunge es einfach nicht gewohnt ist, mit der Spitze locker gegen die Zähne zu schlagen.

Aber Übung macht den Meister ...

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